Digitalisierung in der Landwirtschaft – Mit dem Tablet durch den Stall! – Lehrkräfte-Fortbildung auf dem Hofgut Neumühle

BAD KREUZNACH. Ein Bauernhof ist der ideale Lernort, um Bildung für nachhaltige Entwicklung lebendig werden zu lassen. Kinder, Jugendliche und Erwachsene können erleben, wo unsere Lebensmittel herkommen, wie die Milch zu Käse wird – auch mit digitaler Unterstützung.

Der Lernort Bauernhof vermittelt Wertschätzung für unsere Lebensgrundlagen und die Leistung der Landwirtinnen und Landwirte. Deshalb werden Schulklassenbesuche in Rheinland-Pfalz vom Land und der EU gefördert und finanziell unterstützt.

Eine eintägige Lehrerfortbildung zum Thema „Digitalisierung in der Landwirtschaft“ fand auf dem Hofgut Neumühle in Münchweiler an der Alsenz statt. 

Zum Auftakt erläuterte Maria Caesar, Koordinatorin des Projekts „Lernort Bauernhof“ den Lehrkräften, dass die an der Maßnahme Lernort Bauernhof Rheinland-Pfalz teilnehmenden landwirtschaftlichen Betriebe bestimmte Grundvoraussetzungen sowie Qualifizierungsanforderungen erfüllen müssen. So erhalten alle teilnehmenden Betriebe eine zweitägige Grundschulung zur Bauernhofpädagogik. Bei Interesse kann zusätzlich ein modularer Zertifizierungslehrgang zum/zur Bauernhofpädagogen/-in absolviert werden. Dadurch wurde eines schnell klar: Ein landwirtschaftlicher Betrieb bietet so viel mehr, als ein Ausflugsziel für einen Wandertag! 

Danach wurde es konkret. Dr. Theresa Scheu, Tierärztin und angehende Bauernhofpädagogin für den Lernort Bauernhof am Hofgut Neumühle erläuterte die spannenden Möglichkeiten der Digitalisierung in Milchvieh haltenden Betrieben. Inhaltlich ging es nach einem Faktencheck der Rinder- und Milchkuhhaltung in Deutschland recht schnell zu den Möglichkeiten der Sensortechnik im Hinblick auf das Tierwohl. So wurde allen klar, dass das Zeitalter der Schrittzähler, Schlaftracker und Wellness-Apps bereits längst im Kuhstall angekommen ist. Alle verfügbaren Sensoren am und im Tier verfolgen dabei nur ein Ziel: die Vorbeugung von Erkrankungen. Anhand wissenschaftlicher Untersuchungen, nicht zuletzt auch am Hofgut Neumühle kann der Landwirt im Mittel zwei bis drei Tage bevor die eigentliche Erkrankung auftritt, bereits Abweichungen in der Futteraufnahme und den Wiederkauzeiten sehen und dementsprechend gegensteuern. Eine Herausforderung bleibt aber wieder einmal mehr, nämlich nicht in einem Berg an Informationen und Algorithmen zu ertrinken!

Wie dies nun im Betrieb aussieht, konnten die Lehrkräfte dann am Nachmittag selbst ausprobieren. Denn jede Lehrkraft bekam einen Sensor in die Hand und sollte herausfinden, welche Funktion dieser im Stall oder am Tier hat. Öffnen von Tür, Aktivieren der Futtertröge, Aufzeichnen der Laufwege und Dokumentieren der Wiederkauschläge oder der Milchmenge. Nach und nach fügte sich das Puzzle der Parameter zusammen und zuletzt wurden alle Daten am zentralen Stall-Computer gesichtet und die einzige Frage lautete: Ist die Kuh mit der Nummer 1458 gesund? Anhand von vorgefertigten Verlaufsgrafiken anderer Tiere konnten die Teilnehmer diese Frage zügig beantworten.

Beim abschließenden Kaffee war die Feedback-Runde durchweg positiv und eine lebhafte Diskussion um verantwortungsvollen Konsum tierischer Lebensmittel rundete die gelungene Fortbildung ab. Alle waren sich einig, dass gerade in der Corona-Pandemie der außerschulische Lernort Bauernhof ein spannender und lehrreicher Ort für Schüler*innen und Lehrkräfte sein kann. 

Hintergrundinformation

Mit „Lernort Bauernhof“ unterstützt das Land Rheinland-Pfalz ein außerschulisches Lernangebot auf Bauern- und Winzerhöfen für Schülerinnen und Schüler aller Klassen- und Schulstufen an allgemeinbildenden Schulen im ganzen Land. Die Maßnahme wird im Rahmen des rheinland-pfälzischen Entwicklungsprogramms „Umweltmaßnahmen, Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft, Ernährung“ (EULLE) vom Land, vertreten durch das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, und dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raumes (ELER) finanziert. Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz wurde mit der Umsetzung beauftragt und bietet zusammen mit den Betrieben Lehrkräftefortbildungen an, organisiert Schulungen für Betriebsleiter/innen und ist für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.